Der SWR4 in der Jufi: "Badenradio Nahaufnahme"

Anlässlich der Jubiläumsfeier zum zehnjährigen

Bestehen unserer Juniorenfirma wurde der Rundfunk

auf uns aufmerksam. Die Redakteure Peter Lauher

und Michael Reimers vom SWR 4 kamen am 06.

Mai 2003 an unsere Schule, und es wurde ein

einstündiger Report mit dem Titel "Lernen mit

Cappuccino - 10 Jahre Juniorenfirma an der

Ludwig-Erhard-Schule in Pforzheim" gesendet.

Nachfolgend ein Auszug aus den Live-Interviews:

SWR4: Zwei Dinge müssen wir am Anfang klären: Was ist eine Juniorenfirma, und was hat das mit

Schule zu tun?

Pia (Schülerin): Wir sind eine Klasse mit vierzehn Schülern, wir sind sozusagen eine Firma und

verkaufen Kaffeemaschinen an andere Schulen oder vermieten und verleasen sie und zusätzlich bieten

wir auch Kaffeeprodukte an, damit erzielen wir Gewinne.

SWR4: Also ihr tut nicht so als ob, sondern das ist eine richtige Firma?

Yasemin (Schülerin): Ja, mit reellen Produkten und reellen Preisen, also alles ist wirklich wie in einer

richtigen Firma

SWR4: Und ihr arbeitet sozusagen in dieser Firma als Schüler? Was machst du zum Beispiel?

Pia (Schülerin): Also was ich in diesem Schuljahr gemacht habe, war z. B. unser Katalog, in dem wir die Kaffeemaschinen präsentiert haben und zusätzlich auch unseren Kaffee.

SWR4: Also im Marketingbereich?

Pia (Schülerin): Genau, und sehr besonders war auch die Messe, an der wir teilgenommen haben. Ansonsten erledigt man Büroarbeiten: Rechnungen erstellen, Anfragen annehmen und bearbeiten.

SWR4: Was das ganze mit Schule zu tun hat, das soll uns mal der Hausherr erzählen.

Herr Becker, Ihre Schule war ja praktisch ein Pionier hier in Baden-Württemberg in Sachen Juniorenfirmen. Es gibt ja viele virtuelle Firmen, es gibt Untemehmensspiele, bei denen Schulen mitmachen, aber wirklich eine richtige kleine Firma, die auch Geld verdient, das ist ein Novum, das haben sie praktisch als erster in Baden-Württemberg gemacht?

Herr Becker: Nicht als erster, aber als eine der wenigen Firmen, die hier angefangen haben. Und ich

denke, es ist für eine kaufmännische Schule ein wichtiger Teil eines Schulprofils, das modern sein

will, das unseren jungen Menschen eine Perspektive auch für die Möglichkeit der beruflichen

Selbstständigkeit geben will, und ich bin sehr glücklich, als Schulleiter zehn Jahre lang eine

Juniorenfirma zu betreiben, die nicht nur pädagogisch sondern auch wirtschaftlich ein großer Erfolg ist.

SWR4: Erfolgreich? Ich hab mal in ihrer Bilanz 2001

geblättert und dann hab ich festgestellt 50.000,00 DM Eigenkapital erwirtschaftet damals oder sogar mehr als 50000 DM, das haben sie in den 10 Jahren selbst erwirtschaftet?

Herr Becker: Das ist richtig, und das ging nur durch das große Engagement der Schüler und Lehrer, und ich denke es ist auch wichtig, dass wir nicht nur so am Konkurs dahinschlittern, sondern wirklich wirtschaftlich Erfolg haben, damit die Schüler das Gefühl haben, sie arbeiten in einer erfolgreichen Firma.

SWR4: Wer von den Schülern nimmt an dieser Juniorenfirma teil, müssen da alle mal teilnehmen?

Herr Becker: Nein, es gibt hier eine besondere Schulart, das Berufskolleg mit Übungsfi1ma nennt sich das. Die Arbeit in der Juniorenfirma ist ein Teil der Stundentafel

SWR4: Ja und über diese Arbeit in der Juniorenfirma wollen wir mit Reinhard Seibel, dem Projektleiter reden. Wir haben ja schon gehört, Kaffeemaschinen werden verleast oder auch verkauft und es wird Kaffee geliefert, aber Ihre

Juniorenfirma macht noch viel mehr.

Herr Seibel: Ja, wir haben insgesamt drei

Geschäftsfelder. Vor zehn Jahren entstand unsere Juniorenfirma im Bereich Projektshop LES, da ging

es in erster Linie um den Verkauf von Prüfungsaufgaben und um den Verkauf von Schreibwaren. Im Laufe der Jahre sind weitere Geschäftsbereiche hinzugekommen, das Bistro Visavis und der Coffeeshop LES.

SWR4: Wie muss man sich das vorstellen, wie fließen die Ergebnisse oder das was sie hier arbeiten ins Zeugnis ein?

Herr Seibel: Das ist unterschiedlich: Im BKl wird

ja das Bistro Visavis betreut, hier werden richtige

Zeugnisnoten erteilt, und es gibt eine mündliche

Prüfung im Fach Juniorenfirma. Im BK2 ist der

Coffeeshop angesiedelt, und da haben wir sogar eine schriftliche Prüfung in diesem Fach, also das

bedeutet, wir schreiben auch Klassenarbeiten. Es

müssen aber nicht nur Klassenarbeiten sein, es

werden Referate gehalten sowie Projekte

durchgeführt und benotet.

SWR4: Wir sind nun im Bistro Visavis der Ludwig

Erhard Schule, und das ist ebenfalls ein

Aufenthaltsort für die Schüler in den Pausen. Hier

werden Brezeln, süße Stückehen und alles was so zu einem Bistro gehört verkauft. Neben mir ist die

Yvonne, was ist denn deine Aufgabe im Bistro?

Yvonne (Schülerin): Ich bin im Sekretariat tätig,

das heißt ich bin die Frau, die flir die regelmäßigen Büroarbeiten zuständig ist, wie zum Beispiel

Rechnungen schreiben und Faxe rausschicken.

SWR4: Und nun die Pia.

Pia (Schülerin): Ja, wir sind zwei mal in der

Woche im Lernbüro, wir haben aber auch

Pausendienst, der wöchentlich von zwei Schülern

gemacht wird, sprich sie helfen den

Festangestellten in der Pause beim Verkauf.

Unsere zwei Angestellten sind auch sehr wichtig,

sie sind fur den reibungslosen Verkaufirn Bistro

zuständig.

SWR4: Hier wird dann eben auch

Personalführung gemacht, die Schüler sind die

Chefs Herr Schlang, richtig?

Herr Schlang: In der Tat, es liegt in der Hand der Schüler, nicht nur die Mitarbeiterinnen

auszuwählen und dann einzustellen sondern eben auch während ihrer Arbeitszeit zu betreuen. Dazu

gehört zum Beispiel dann auch die monatliche Gehaltsabrechnung. Das bedeutet, wir müssen dem

Finanzamt gegenüber Rechenschaft ablegen.

Wir führen Lohnsteuer und die

Sozialversicherungsbeiträge an die zuständigen Krankenkassen ab. Alle entsprechenden Beitragsmeldungen werden von den Mitarbeitern im Personalwesen erstellt.

SWR4: Wo kauft man eigentlich diese ganzen

Sachen ein für das Bistro?

Pia (Schülerin): Stefans Vesper ist ein großer

Lieferant, von ihm bekommen wir die

Brötchen jeden Morgen geliefert.

SWR4: Herr Becker, bringt es denn den

Schülern etwas, in so einer Juniorenfirma zu

arbeiten?

Herr Becker: Ja sicherlich, viele von unseren

ehemaligen Schülern haben beispielsweise bei

Vorstellungsgesprächen Pluspunkte durch das Erwähnen der Juniorenfirma bekommen. Einige von

ihnen sind auch selbstständig geworden und haben ihr eigenes Unternehmen gegründet.

SWR4: Vielen Dank an alle Gesprächsteilnehmer, das waren 10 Jahre Juniorenfirma in der

Ludwig-Erhard-Schule in Pforzheim.